Neuer Wirkungsbericht 2020
Trotz Krise konnten 300.000 Menschen mit Bildungsangeboten erreicht werden. Digital bleibt, persönliche Begegnung kommt zurück.
Das vergangene Jahr hat auch die Katholische Erwachsenenbildung vor enorme Herausforderungen gestellt. Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden, Bildungseinrichtungen gerieten in Existenznot. Und trotzdem: Ab März 2020 konnten viele analoge Bildungsangebote in digitale Räume verlagert werden. So konnten Veranstaltungen der Eltern- und Familienbildung, der Senior*innenbildung, der politischen und theologischen Bildung und der Frauenbildung weiter durchgeführt werden.
Trotz Pandemie: Knapp 18.000 Veranstaltungen für 300.000 Menschen
Ungeachtet Lockdowns und Veranstaltungsverboten konnten die Mitgliedseinrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung im Jahr 2020 mit 17.942 Veranstaltungen 304.181 Menschen mit Bildungsangeboten erreichen. 2019 waren es noch knapp doppelt so viele Veranstaltungen gewesen. „Die nahezu 700 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, die 6.574 nebenberuflichen und freien Mitarbeiter*innen, sowie die rund 11.500 Ehrenamtlichen des Forums haben in der Pandemie großartige Arbeit geleistet“, bedankt sich Christian Kopf, Vorsitzender des Forums Katholischer Erwachsenenbildung.
Wirkungsbericht 2020: Digital durchs Krisenjahr
„Dank des Engagements und der Flexibilität unserer Mitarbeiter*innen und ehrenamtlichen Unterstützer*innen konnten wir auch in der Krise für die Menschen da sein“, sagt Bernd Wachter, Bundesgeschäftsführer des Forums Katholische Erwachsenenbildung. „Der neue Wirkungsbericht zeigt, wie unsere Bildungshäuser, die Bildungswerke und Mitgliedseinrichtungen unseres Verbandes innovativ auf die Einschränkungen reagiert haben und wie wir jetzt weiter den Digitalisierungsschwung nutzen wollen – aber ohne dabei auf menschliche Nähe zu verzichten.“
Alle Experten seien sich einig, dass die Digitalisierung der Gesellschaft und damit auch in der Erwachsenenbildung bleiben und sich sogar noch intensivieren werde, so Trendforscher René Massatti im Gastkommentar zu den Auswirkungen der Corona-Krise. Die digitale Kompetenz sei im Vorjahr deutlich gestiegen. Und die neuerworbenen Fähigkeiten würden dabei helfen, in einer zunehmend digitalisierten Welt Aufgaben besser zu bewältigen.
Stimmen aus der Praxis: Begegnung und Bildung gegen Folgen der Krise
„Es war ein mühsames Jahr – da gibt es nichts schön zu reden“, sagt Daniel Mutschlechner im aktuellen Wirkungsbericht 2020 und berichtet über das von ihm geführte Bildungshaus St. Arbogast in Götzis. Neben digitalen Formaten brauche es weiter reale Orte, sinnliches Erleben. Denn: „Persönliche Begegnungen und die Pflege wahrhaftiger Beziehungen sind existenziell für uns Menschen.“
„Aufgrund der Pandemie-Folgen werden unsere Art von Bildung und Seelsorge stark gefragt sein, denn sie sind wirksame Mittel gegen Angst, Populismus und Verschwörungstheorien“, konstatiert Christian Pichler, Leiter des Katholischen Bildungswerkes Oberösterreich, im Wirkungsbericht-Interview. „Politische Erwachsenbildung ist unverzichtbar für Demokratiebildung, sozialen Zusammenhalt und Engagement in der Zivilgesellschaft.“
„Die Erwachsenenbildung ist flexibler und digitaler geworden. Diesen Weg wollen wir fortsetzen“, so Bundesgeschäftsführer Wachter. „Doch bei aller Digitalisierung gibt es eine enorme Sehnsucht danach, sich wieder zu treffen. Wir wollen unserem Grundauftrag, Bildung zu den Menschen zu bringen, jetzt wieder Schritt für Schritt nachkommen.“ Dankbar äußert sich Wachter zu den verschiedenen Corona-Hilfen der Bundesregierung. „Von Kurzarbeit bis zum NPO-Fonds haben diese Hilfen vielen Bildungseinrichtungen unseres Verbandes das Überleben gesichert. Das ist keine Selbstverständlichkeit und verdient Anerkennung. Gleichzeitig war und ist die Erwachsenenbildung in der politischen Diskussion kein Thema. Das stimmt sehr nachdenklich. Hier sind andere Länder viel weiter. Erwachsenenbildung ist eine zentrale Säule des Bildungssystems und man kann uns nicht einfach wegschalten. In den Corona-Verordnungen wurde Erwachsenbildung unter dem Veranstaltungswesen oder unter Zusammenkünften abgehandelt. Das entspricht nicht dem Bildungsauftrag, den wir für die Gesellschaft wahrnehmen. Es braucht eine neue politische Diskussion über die Erwachsenbildung als zentrale Säule unseres Bildungssystems “, betont Wachter.